Sonnenfinsternis 2015

 

Warnung vor Augenschäden bei der Betrachtung der Sonnenfinsternis am 20.3.2015

Am 20.3.2015 ist über Deutschland wieder eine Sonnenfinsternis zu beobachten. Als partielle Sonnenfinsternis ist sie zwar nicht so spektakulär wie die Sonnenfinsternis vom 11.8.1999, die über weite Teile von Süddeutsschland als totale Sonnenfinsternis sichtbar war, doch ist der Anteil der Bedeckung gerade in Norddeutschland mit über 80% höher als er in Norddeutschland am 11.8.1999 gewesen war. Bei einem solch hohen Bedeckungsgrad einer Sonnenfinsternis traten in der Vergangenheit häufiger Augenschäden auf, als bei Sonnenfinsternissen mit einem geringeren Bedeckungsgrad (siehe Bild unten, Aufnahme 1994, W. Schrader).

Dass durch einen Blick in die Sonne das Augenlicht beeinträchtigt oder sogar für immer verloren gehen kann, ist seit dem Altertum bekannt. Bei der Sonnenfinsternis des Jahres 1912 wurden in Deutschland mehr als 3.000 Menschen registriert, die Schäden davontrugen, davon 10% dauerhaft. Bei einer partiellen Sonnenfinsternis 1954 kamen allein in der Stadt Berlin über 70 Menschen mit Augenbeschwerden zu den Ärzten. Die Inzidenz einer Makulaschädigung betrug bei beiden Ereignissen 5/100 000.

Prof. Dr. Wolfgang Schrader, seinerzeit Oberarzt an der Augenklinik der Universität Würzburg, hatte daher mit seinem Kollegen Dr. Rudolf Horn aus Lahr im Jahr 1999 eine bundesweite Aufklärungskampagne gestartet, um auf die bleibenden Netzhautschäden aufmerksam zu machen, die der ungeschützte Blick in die Sonne nach sich ziehen kann. Diese Schäden sind nicht behandelbar, deshalb muss bei der Beobachtung der Sonnenfinsternis unbedingt auf Sicherheit geachtet werden.

Diese Sicherheit ist am ehesten durch spezielle Folienbrillen gewährleistet, die im Fachhandel zu bekommen sind und die nur noch 0,001 Prozent (10 hoch minus 5) des Sonnenlichtes durchlassen. (Falls Sie noch eine alte Folienbrille haben, achten Sie unbedingt darauf, dass die Folie vollkommen intakt ist!) Aufwendiger, aber ebenfalls gefahrlos sei eine indirekte Beobachtungsmethode, bei der das Bild der Sonne durch eine Lochblende projiziert wird: Dazu sticht man mit einer Nadel ein kleines, kreisrundes Loch in einen Karton und bildet dadurch die Sonne auf einen zweiten, weißen Karton ab, der sich in einem Meter Abstand vom ersten befinden soll. So kann man auf dem weißen Karton beobachten, wie sich der Mond nach und nach vor die Sonne schiebt, und muss nicht direkt in die Strahlen blicken.



Skizze der Projektion eines Sonnenbildes durch einen Refraktor auf einen Schirm. Skizze G. Schiefer
Dagegen ist es schon gefährlich, wenn man nur wenige Sekunden ungeschützt die Sonne betrachtet.
Selbstgebastelte Sonnenfilter - wie mehrere Sonnenbrillen hintereinander aufgesetzt, berußte Glasscheiben, CDs, CD-ROMs, Floppy Disks oder belichtete Farb- bzw. Schwarzweißfilme - sind unsicher, weil sie zuviel Strahlung durchlassen. Hochgefährlich ist die Beobachtung der Sonne durch Ferngläser oder Teleskope, weil diese den Lichteinfall ins Auge um ein Vielfaches verstärken, diese Erfahrung musste bereits Galileo Galilei leidvoll machen. Bei der Sonnenfinsternis 1954 haben zahlreiche Menschen die Sonne durch die fast geschlossene Faust angeschaut (siehe nebenstehendes Bild von B. Schrader) und sich dabei bleibende Schäden zugezogen.

Da die Netzhaut nicht schmerzempfindlich ist, bemerkt der Geschädigte die Strahlenschäden nicht schon während des Blicks in die Sonne. Doch die Beeinträchtigung wird manchmal sofort danach, manchmal auch erst nach einem oder mehreren Tagen deutlich: Die Sehschärfe ist typischerweise auf 50 bis 20 Prozent des Normalwertes verringert, in einigen Fällen sogar stärker. Nur in der Hälfte aller Fälle erholt sie sich innerhalb von sechs Monaten wieder auf 100 Prozent - die restlichen Patienten müssen für immer mit einer eingeschränkten Sehfähigkeit leben. In etwa zehn Prozent der Fälle bleibt eine hochgradige Sehbehinderung zurück.

Obwohl am 11. August 1999 mehrere Millionen Menschen die Sonnenfinsternis, die zur Mittags- und Ferienzeit stattfand, beobachteten, lag die Häufigkeit von Augenschädigungen um 95 Prozent niedriger als bei früheren Sonnenfinsternissen, also nicht bei mehreren Tausend, sondern nur bei etwa 100 - 150. Damit betrug die Inzidenz 0,16/100 000. Jeder vierte symptomatische Patient hatte die Sonnenfinsternis 1999 im Mittelmeerraum, meist ungeschützt, beobachtet. In ca. 30% war der Visus nicht herabgesetzt (=1,0), in etwa 50% lag er zwischen 0,5 und 0,8 und in bei 1/5 war er schlechter als 0.5. Die geringe Quote von Augenschäden war der Aufklärung in den Medien und der weiten Verbreitung von Sonnensichtbrillen zu verdanken, aber auch dem schlechten Wetter - denn die Sonnenfinsternis spielte sich überwiegend hinter den Wolken ab (zitiert nach Schrader, Grajewski (2000): Makulaschäden durch die totale Sonnenfinsternis am 11.8.1999, Poster 766, DOG) . Für den 20.3.2015 gehen die Meteorologen von einer höheren Wahrscheinlichkeit als 1999 aus, dass die Sonnenfinsternis ohne sehr viel störende Wolken beobachtet werden kann. Damit ist das Risiko sehr viel größer, sich bei ungeschütztem Betrachten einen bleibenden Schaden zuzuziehen!