profschrader.de 2018
Informationen aus der Retinologie
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Krankheitsbild
In der Makula, dem zentralen Netzhautareal, herrscht ein besonders reger Stoffwechsel, dessen Abbauprodukte von der darunter liegenden Gewebsschicht, dem so genannten Pigmentepithel, entsorgt werden. Mit dem Alter kann es dabei zu Störungen kommen, die zu Ablagerungen unter der Netzhaut und zu weiteren Funktionseinbußen führen können. Dies bezeichnet man dann als „altersabhängige Makuladegeneration" oder kurz „AMD" oder „ARMD“ (für englisch „age related macular degeneration“). Die Folge ist, dass man in der Mitte des Gesichtsfeldes verschwommen, verzerrt oder einen dunklen Fleck sieht. Da nur die Netzhautmitte, also die Makula, betroffen ist, bleibt das äußere Gesichtsfeld erhalten. Das bedeutet, dass Sie z.B. eine Uhr sehen, die Uhrzeit jedoch möglicherweise nicht erkennen können. Als erste Sehleistung ist das Lesen beeinträchtigt, sowie das Erkennen von Gesichtern. Patienten mit Makuladegeneration wird oft nachgesagt, dass sie unhöflich werden, weil sie Bekannte nicht mehr grüßen. Man muss ihnen dies nachsehen, denn sie sehen zwar, dass dort ein Gegenüber steht, können ihn aber nicht mehr erkennen.
Der Augenarzt unterscheidet zwei Formen der Makuladegeneration, eine trockene, sehr langsam verlaufende Form und eine feuchte, schneller verlaufende Form. 85% der Patienten sind von der trockenen Form betroffen, 15% von der feuchten. Bei der trockenen Form bilden sich stoffwechselbedingte Ablagerungen, sogenannten Drusen, aus, die die Ernährung der Netzhaut weiter behindern. Als Folge sterben Sehzellen schrittweise ab und sorgen damit für einen langsamen Verlust der Sehschärfe.
Bei der feuchten Form wachsen abnormale, neugebildete Blutgefäße in den Bereich der Makula. Aus diesen undichten Gefäßen tritt Flüssigkeit in die Netzhaut, die eine Schwellung der Netzhaut, manchmal eine Blutung zur Folge hat. Das führt zu einer Verzerrung des auf die Netzhaut geworfenen Bildes. Gerade Linien werden dabei von Patienten als gebogene Objekte wahrgenommen. Die Flüssigkeit und die Blutung trennen die Netzhaut zunehmend von der Gefäßhaut ab und sorgen für die schnelle Verschlechterung der Sehfunktion.
Häufigkeit
In Deutschland sind über 2 Million Menschen betroffen und jährlich kommen Tausende hinzu. Die Erkrankung tritt meist nach dem 50. Lebensjahr auf, dann nimmt die Häufigkeit der altersabhängigen Makuladegeneration exponentiell zu. Man rechnet unter den 65jährigen in Mitteleuropa mit 5% von der Makuladegeneration Betroffenen, 1% der 65jährigen haben eine feuchte Makuladegeneration. Bei 75jährigen sind 25% von der Makuladegeneration betroffen, 5% der 75jährigen Bevölkerung von der feuchten Form. Bei 85jährigen sind 50% von der Makuladegeneration betroffen, 10% der 85jährigen Bevölkerung von der feuchten Form.
Bis zum Jahr 2017 gibt es bei der trockenen Form der Makuladegeneration keine gesicherte Behandlungsmöglichkeit. Im September 2017 wurde eine Phase-3-Studie zur Behandlung der trockenen Makuladegeneration (Lampalizumab; Spectri) mangels ausreichend guter Ergebnisse abgebrochen. Die Ergebnisse einer weiteren Phase 3 Studie (Chroma) werden im November ausgewertet.
Nur bei bestimmten Formen der feuchten altersabhängigen Makuladegeneration bestehen Behandlungsmöglichkeiten. In naher Zukunft könnten sich die Behandlungsmöglichkeiten jedoch entscheidend verbessern.
Diagnose
Bei Auftreten von Symptomen, wie Verzerrtsehen oder einer Minderung der Sehschärfe, sollte möglichst rasch ein Augenarzt aufgesucht werden.
Die moderne Augenheilkunde ermöglicht es, die Erkrankung schon sehr früh zu erkennen. Diese zeitige Diagnose ist wichtig, um die Krankheit möglichst schnell unter Kontrolle zu bringen. Augenärzte weisen die Patienten in den Gitterlinientest ein (Amslertest). Der Augenarzt kann durch eine mikroskopische Untersuchung die typischen Veränderungen der Netzhau feststellen.
Eine noch genauere Untersuchung ist mit der Fluoreszenzangiographie möglich. Hierbei wird ein Farbstoff in die Armvene gespritzt. Dieser verteilt sich über das Blut bis in das Auge. Die Verteilung im Auge wird über mehrere Minuten fotografiert. Auf diese Weise lassen sich undichte Gefäße oder Gefäßneubildungen genau lokalisieren und deren Ausdehnung exakt bestimmen. Damit ist eine konkrete Einschätzung über das Ausmaß der Krankheit möglich.
Behandlungsmöglichkeiten
Für bestimmte Formen der Erkrankung gibt es heute Behandlungsmöglichkeiten. Diese greifen aber nur dann, wenn früh therapiert wird, d.h. der Früherkennung kommt eine besondere Bedeutung zu. Gerade in jüngster Zeit wurden auch ganz neue Therapieansätze entwickelt, die Anlaß zur Hoffnung geben.
Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen und Bluthochdruck
Das Alter ist der wichtigste Risikofaktor für die AMD: Je älter die Menschen werden, desto eher sind sie von einer AMD betroffen.
Als weitere Risikofaktoren konnten Rauchen und Bluthochdruck identifiziert werden. Genetische Einflüsse spielen eine wichtige Rolle. Gerade wenn bekannt ist, daß andere Familienmitglieder unter dieser Erkrankung leiden, sollten augenärztliche Untersuchungen wahrgenommen werden.
In letzter Zeit vermehren sich die Hinweise darauf, daß die Ernährung auch eine Rolle spielt.
So sprechen einige Befunde dafür, daß eine gesunde Ernährung mit reichlich grünblättrigem Gemüse hilfreich sein kann: Die darin reichlich vorhandenen Pigmentstoffe scheinen in der Lage zu sein, die zentrale Netzhaut zu schützen. Die AREDS-Studie konnte an etwa 4000 Patienten zeigen, dass mit der zusätzlichen Einnahme von Tabletten, die diese Pigmentstoffe und andere Vitamine enthalten, das Fortschreiten bestimmter Formen der AMD verlangsamt werden kann.
Vielfältige Behandlungsformen
Eine Ursachenbehandlung der trockenen AMD ist derzeit noch nicht möglich. Die aktive und gesunde Lebensführung gelten bislang als wichtigste Therapieempfehlung. Hierzu zählen Kreislaufaktivierung, Einstellen von Rauchen und eine gesunde, vitaminreiche Ernährung.
Je nach Lage und Ausdehnung der Gefäßneubildung werden bei der feuchten AMD unterschiedliche Verfahren zur Behandlung angewendet. In einer Laserbehandlung wird die undichte Gefäßwucherung durch einen Laserstrahl („heisser Laserstrahl“) verödet, so daß an dieser Stelle keine Flüssigkeit austreten kann. Damit kann allerdings nur der Verlauf der Erkrankung verzögert werden. Eine Heilung ist nicht auch hier möglich, da die eigentliche Krankheitsursache, die Erschöpfung des Stoffwechsels der Pigmentepithelzellen, die die lichtempfindlichen Sinneszellen mit Nährstoffen versorgen, damit nicht angegangen werden kann.
In den Jahren 2000 bis 2006 war die photodynamische Therapie die Behandlung der Wahl, bei der zunächst ein Medikament in die Armvene gespritzt wurde. Es reicherte sich in der krankhaften Gefäßwucherung in der Netzhaut an und wurde dort durch Laserlicht mit geringer Energie („kalter Laserstrahl“) im Auge aktiviert. Das aktivierte Medikament zerstörte dann die Gefäßwucherung.
Eine weitere Möglichkeit boten Operationen wie die Entfernung der krankhaften Gefäßwucherung unter der Makula und die Verschiebung der Netzhaut (Pars plana Vitrektomie mit Makularotation). Dieses aufwändige Operationsverfahren ist heute durch die erfolgreiche Anti-VEGF Behandlung mir intravitrealn Medikamenteneingaben weitgehend verdrängt worden. Bei stärkeren Blutungen wird allerdings nach wie vor erfolgreich operiert: Nach Vitrektomie kann mit einem unter die Netzhaut injizierten Medikament die Blutung teilweise verflüssigt werden, so dass die zentralen Sinneszellen wieder mit Nährstoffen versorgt werden können.
Seit 2005 wird sehr erfolgreich die feuchte Makuladegneration mit Medikamenten, die das Gefäßwachstum hemmen (antiangiogenetische Therapie), behandelt. Diese Medikamente müssen wiederholt steril in das Auge eingegeben werden (intravitreale operative Medikameneneingabe, IVOM). Das Infektionsrisiko läßt sich damit auf ein Minimum reduzieren. Als erster Wirkstoff wurde Pegaptanib (Macugen®) Anfang 2006 für die Behandlung der feuchten Makuladegeneration zugelassen. Seit Januar 2007 ist der Wirkstoff Ranibizumab (Lucentis®) zugelassen, der seither überwiegend in Mitteleuropa und Nordamerika für diese Behandlung eingesetzt wird. Es gelingt damit in etwa 70% der Fälle, eine weitere Sehverschlechterung zu verhindern. Ende 2011 wurde in den USA und Ende 2012 in Europa mit Aflibercept (Eylea®) ein weiteres Medikament für die Behandlung der feuchten Makuladegeneration zugelassen. In vielen Ländern der Erde wurde Bevacizumab (Avastin®) bereits viele hunderttausend Mal eingesetzt, da es zu einem wesentlich günstigeren Preis erhältlich ist und offensichtlich auch gut wirkt, obwohl es für die Behandlung der feuchten altersbedingten Makuladegeneration bisher keine Zulassung besitzt. Ob es bei der feuchten AMD gleich gut wirkt wie Lucentis, wird zur Zeit in mehreren Ländern systematisch untersucht. Die amerikanische CATT-Studie zeigte im Mai 2011 und Mai 2012, dass Avastin und Lucentis über zwei Jahre hinweg gleichwertige Effekte in Bezug auf den Sehschärfenverlauf zeigen, wenn sie nach dem gleichen Dosierungschema eingesetzt werden. Die österreichische MANTA-Studie bestätigte diese Ergebnisse bei Anwendung der Medikamente über ein Jahr. Die englische IVAN Studie bestätigte ebenfalls, dass Avastin und Lucentis bei Anwendung des gleichen Therapieschemas gleichwertige Ergebnisse erreichen. Im klinischen Alltag zeigen Aflibercept, Bevacizumab und Ranibizumab eine gute Wirksamkeit bei der Behandlung der feuchten Makuladegeneration. Im klinischen Alltag werden alle drei Medikamente oft zu selten eingesetzt, es wird also unterbehandelt und damit das maximale Potential dieser Medikamente nicht ausgeschöpft. Dies zeigen zum Beispiel die Aura und die Ocean Studien.
Die monatliche Behandlung ist der bedarfsorientierten Behandlung überlegen
Die Ärzte der englischen IVAN-Studie haben die Daten aus der amerikanischen CATT-Studie und aus der englischen IVAN-Studie gemeinsam ausgewertet. Die über zwei Jahre kontinuierlich (monatlich) behandelte Patientengruppe schnitt bei der Auswertung der gepoolten Daten signifikant besser ab als die nach nach einem bedarfsorientierten Schema (diskontiuierlich) behandelten Patienten.
In der Praxis zeigt sich, dass mit einem monatlichen Behandlungschema mindestens 20% der Patienten überbehandelt sind. Es gibt Hinweise, dass eine zu häufige Behandlung zu einem Fortschreiten der trockenen Makuladegeneration führen kann. Daher hat sich in den USA das Treat and Extent Schema durchgesetzt. Je nach dem Bild im OCT und ggf. in der Fluoreszenzangiographie wird das Behandlungsintervall verlängert oder verkürzt, meist in Schritten von 2 Wochen, bis auf längstens 12 Wochen.
Gastrointestinale Nebenwirkungen wurden in der mit Bevacizumab behandelten Patientengruppe häufiger als in der mit Ranibizumab behandelte Patientengruppe beobachtet. Schwere allgemeine Nebenwirkungen wurden in der Ranibizumabgruppe mit 30% weniger häufig beobachtet als in der Bevacizumabgruppe (36%).
Überraschend zeigte sich in der kontinuierlich behandelten Patientengruppe eine signifikant geringere Sterblichkeit (3,2%) ab als in der diskontinuierlich behandelten Patientengruppe (6,6%)! Dieser Befund war für die Wissenschaftler sehr überraschend, nach den Ursachen wird derzeit noch geforscht.
In den CATT- und IVAN-Studien wurde auch die Kosteneffektivität der Behandlung betrachtet und die Lebensqualität der behandelten Patienten bewertet. Die Lebensqualität wurde dabei in sogenannten EQ-5D Fragebögen ermittelt. Der EQ-5D ist ein Gesundheitsfragebogen, der die Lebensqualität eines Patienten in einer eindimensionalen Maßzahl von 5 (sehr gut) bis 15 (extrem niedrig) ausdrückt. Es wurden daraus die Kosten errechnet, die ein QALY kostet. Ein qualitätskorrigiertes Lebensjahr (englisch quality adjusted life year oder QALY) ist eine Kennzahl für die Bewertung eines Lebensjahres in Relation zur Gesundheit. Ein QALY von 1 bedeutet ein Jahr in voller Gesundheit, während ein QALY von 0 einem Versterben entspricht. QALY ist damit ein Nutzwert für ein Leben(-sjahr). Das englische NICE (National Institute for Health and Clinical Excellence) hält einen Aufwand von etwa £ 30.000 (=35.000€ oder 46.000 US$) für ein QALY für angemessen. Die IVAN Studie zeigte in der Lebensqualität, sowie in den Visusverläufen und bei den Nebenwirkungen nur einen geringen Unterschied zwischen den vier Gruppen. Eine kontinuierliche Bevazizumab-Behandlung kostet annähernd so viel wie eine diskontinuierliche Bevazizumab-Behandlung. Allerdings würde eine kontinuierliche Ranibizumab-Behandlung etwa eine Million $ mehr je QALY kosten als eine kontinuierliche Bevazizumab-Behandlung.
Ende 2011 wurde in den USA und Ende 2012 in Europa mit Aflibercept (Eylea®) ein weiteres Medikament für die Behandlung der feuchten Makuladegeneration zugelassen. Dieses Medikament hat - anders als das zuvor beschriebene Ranibizumab - in Europa eine Zulassung für ein regelmäßiges Behandlungsschema: Nach drei monatlichen Injektionen werden weitere Injektionen alle zwei Monate verabreicht, so dass im ersten Behandlungsjahr grundsätzlich 7 IVOMs verabreicht werden. Im zweiten Behandlungsjahr kann das Injektionsintervall - sofern die Sehfunktion und der mittels OCT-Untersuchung dokumentierte morphologische Befund stabil bleiben - auf dreimonatliche Abstände verlängert werden, sodass im zweiten Behandlungsjahr zwischen 4 und 6 IVOMs nötig sind. Auch in den folgenden Jahren werden immer noch zwischen 4 und 6 IVOMs notwendig sein, egal mit welchem Medikament behandelt wird.
Allen diesen Medikamenten gemeinsam ist, dass auch sie die Krankheit nicht nach der Ursache behandeln, sondern nur die Folgen, die Ausbildung von Gefäßwucherungen, zeitweise unterdruecken. Betroffene Patienten müssen daher davon ausgehen, dass - wie bei einer palliativen Behandlung bei einem Krebsleiden mit Zytostatika - auch bei der feuchten altersbedingten Makuladegeneration lebenslang immer wieder Behandlungszyklen notwendig sein werden. Da inzwischen 7-10 Jahre Erfahrung mit Ranibizumab (Lucentis®) vorliegen, weiss man, dass - bei rechtzeitiger und ausreichend häufiger Behandlung - auch über 7 - 10 Jahre hinweg häufig eine ausreichende Sehschärfe erhalten werden kann, die das Lesen und das Erkennen von Gesichtern ermöglicht. Jüngste Verlaufsbeobachtungen mit Eylea® zeigen, dass selbst über nach einer Behandlung über 4 Jahre der ursprünglich erreichte Anstieg der Sehschärfe um 10 Buchstaben auf der ETDRS-Tafel bei gewissenhafter Kontrolle und Behandlung kaum verloren geht (nach 4 Jahren wird noch ein Visusanstieg um 7 Buchstaben gegenüber dem Ausgangsniveau beobachtet).
Selbst um dieses Ziel zu erreichen, sind im ersten Jahr im Durchschnitt mindestens 6-8 Medikamenteneingaben erforderlich. In den folgenden Jahren kann die Zahl der Medikamenteneingaben etwas geringer sein. Etwa ein Drittel der Patienten kommen mit wenig Medikamenteneingaben aus, ein gutes Drittel der Patienten benötigen regelmäßig Eingaben und bei einem knappen Drittel gelingt es allerdings trotz der Medikamenteneingaben nicht, ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.
Leider werden die guten Ergebnisse aus den oben zitierten Behandlungsstudien in Deutschland in der Realität nicht erreicht. Die oft notwendigen Wiederbehandlungen wurde in der Vergangenheit durch zeitraubende Genehmigungsverfahren durch die Krankenkassen verzögert. Das führte dazu, dass Patienten in Deutschland und in Italien im Europäischen Ländervergleich in der AURA-Studie am seltensten injiziert wurden. Die im Jahr 2009 rekrutierten Patienten erhielten in Deutschland 4,1 IVOMs im ersten Jahr, in Italien 2,8, aber 6,4 in Großbritannien. Bei den Sehschärfenprüfungen verloren die in Deutschland behandelten Patienten im Vergleich zu Beginn der Behandlung nach einem Jahr auf der ETDRS-Prüftafel 1,4 Buchstaben, die in Italien behandelten Patienten 2,7 Buchstaben, während die in Großbritannien behandelten Patienten im Vergleich zu Beginn der Behandlung um 6,5 Buchstaben besser abschnitten. Jüngste Erhebungen von Tufail (Großbritannien) und Schrader (Deutschland) haben gezeigt, dass auch bei einer Nachbeobachtung über drei Jahre die in Deutschland behandelten Patienten in der Funktion eine um ein Drittel schlechtere Sehschärfe als in Großbritannien aufweisen, weil die Krankenkassen in Deutschland es bisher nicht zugelassen haben, die Patienten nach den gleichen strengen Kriterien wieder zu behandeln, wie dies in Großbritannien möglich ist.
Unter bestimmten Umständen lässt sich die Zahl der Medikamenteneingaben durch die Kombination mit einer photodynamischen Therapie (PDT) vermindern.
Auch nach der Behandlung der feuchten AMD sind lebenslang regelmäßige Kontrollen erforderlich, um ein eventuelles erneutes Wachstum abnormer Gefäßen rechtzeitig zu entdecken und ggf. wiederum zu behandeln.
Es ist eine lebenslange individualisierte Behandlung erforderlich
Eine Heilung der AMD ist mit keinem der genannten Verfahren möglich! Man kann derzeit lediglich die Verschlechterung stoppen und den Verlauf verlangsamen oder aufhalten. Für eine erfolgreiche Behandlung sind monatliche Kontrollen absolut notwendig. Nur regelmäßige Kontrollen der Sehschärfe, des Amslertests, des Augenhintergrundes, möglichst mit hochauflösenden Aufnahmen z.B. mit dem OCT, ggf. auch der Fluoreszenzangiographie, gewährleisten, dass die Sehschärfe, gerade wenn initial ein Visusanstieg erreicht wurde, auch erhalten werden kann. Ein während der Behandlung eingetretener Sehverlust ist in der Regel irreversibel, er wäre aber durch eine engmaschige Kontrolle und rechtzeitige Wiederbehandlung oft zu verhindern! Leider stehen viele Krankenkassen in Deutschland immer noch auf dem Standpunkt, dass weitere Behandlungsserien nur nach einem seit der letzten Behandlungsserie eingetretenem Visusverlust genehmigt werden können. Dieses Genehmigungsverhalten vor allem vieler gesetzlicher Krankenkassen führt gegenwärtig leider dazu, dass ein in Deutschland gesetzlich Krankenversicherter oft mit einem ungünstigeren Visusverlauf über eine 2 bis 3jährige Behandlung hinweg rechnen muß, als beispielsweise ein in der Schweiz oder in Großbritannien wohnender Patient.
Bei jeder Sehbehinderung ist eine fachmännische Anpassung von optischen Hilfsmitteln hilfreich. Ziel dabei ist es, daß die gesunde Netzhaut um die betroffene Netzhautmitte besser genutzt und damit das Lesen wieder möglich wird. Die Experten in den Low-Vision-Ambulanzen verschiedener Universitätsaugenkliniken, einiger spezialisierter Optiker oder beim Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSB) können Ihnen dazu auch Hilfestellungen anbieten, wie Sie ihre häusliche Umgebung so verändern, dass Sie mit Ihrer Sehbehinderung besser dort zurechtkommen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass Gefahrenstellen durch eine Farbgebung mit guten Kontrasten kenntlich gemacht werden
Alternativ-Therapien
Akupunktur, Sauerstoff-Therapie, Iontophorese-Behandlungen oder Spritzen hinter das Auge sollten kritisch hinterfragt werden. Wissenschaftliche Statistiken existieren meist nicht zu diesen Therapieverfahren, Berichte über gut verlaufene Einzelschicksale gibt zu jedem Verfahren. Vorsicht ist besonders geboten, wenn durch eine Methode Heilung versprochen wird.
Weitere Informationen über die Makuladegeneration:
*Informationen des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands
*Informationen der Deutschen Ophthalmologische Gesellschaft
* Patientenselbsthilfegruppe: Pro Retina Deutschland e. V .
Vaalser Straße 108, 52074 Aachen, Tel.: 0241-870018, Fax: 0241-873961
* AMD Alliance International (überwiegend englisch)
* Gemeinsame Stellungnahme von DOG und BVA zu den aktuellen therapeutischen Möglichkeiten bei AMD
Aus eigenen Forschungsprojekten auf dem Gebiet der altersabhängigen Makuladegeneration
(soweit nicht anders angegeben, Universitätsaugenklnik Würzburg)
1. Strahlentherapie subfovealer Neovaskularisationen bei altersabhängiger Makuladegeneration. (PD Dr. Schrader und Mitarbeiter; Prof. Flentje, Dr. Herrmann, Insititut für Strahlentherapie, Univ. Würzburg; zusammen mit der RAD-Studiengruppe: Leitung PD Dr. Holz (Heidelberg), Dr. Bellmann (Heidelberg))
2. Altersabhängige Makuladegeneration: Chirurgie subfovealer Neovaskularisationen bei altersabhängiger Makuladegeneration (PD Dr. Schrader und Mitarbeiter);
3. Altersabhängige Makuladegeneration: Funktionelle Entwicklung nach TTT bei altersgebundener Makuladegeneration mit überwiegend okkulten Neovaskularisationen, eine Multizenterstudie. (Dr. Göbel, PD Dr. Schrader und Mitarbeiter; zusammen mit der TTT-Studiengruppe: Leitung Prof. Richard, Hamburg)
4. Altersabhängige Makuladegeneration: Autofluoreszenz am Heidelberg Retina Angiograph. (Fr. Dr. Keilhauer; Priv. Doz. Dr. Schrader; Prof. Dr. Holz, Bonn für die FAM-Studiengruppe)
5. Altersabhängige Makuladegeneration: Humangenetische Untersuchungen an einer unterfränkischen Population, Kooperation im Rahmen des Projektes "Erstellung eines Genkatalogs der menschlichen Retina" (Priv. Doz. Dr. Schrader, Dr. Keilhauer; Prof. Dr. Weber, Biozentrum, Universität Würzburg und Regensburg)
6. Kosten-Nutzen-Rechnungen in der Behandlung der altersbedingten Makuladegeneration. (Priv. Doz. Dr. Schrader, Priv. Doz. Dr. Neubauer, Universität München)
7. Langzeitergebnisse der intravitrealen Anti-VEGF-Behandlung bei der feuchten alterbedingten Makuladegeneration (Secure, Sustain-Studie). (Priv. Doz. Dr. Schrader, Dr. R. Guthoff, Dr. M. Schargus, Dr. C. Keilhauer, Dr. D. Hensler, Dr. H. Riederle, Dr. S Herzog, Dr. E. Panidou, Dr. B. Tietze)
8. Langzeitergebnisse der intravitrealen Brachytherapie kombiniert mit Anti-VEGF (Cabernet-Studie). (Priv. Doz. Dr. Schrader, Dr. R. Guthoff, Dr. M. Schargus, Dr. C. Keilhauer, Dr. D. Hensler, Dr. H. Riederle, Dr. S Herzog, Dr. E. Panidou, Dr. B. Tietze)
9. Langzeitergebnisse der intravitrealen Anti-VEGF-Behandlung bei der feuchten alterbedingten Makuladegeneration. (Prof. Dr. Schrader, Dr. R. Guthoff, Dr. Bernhard, cand. med. L. Walter, cand. med. K. Kleibert)
10. Anti-VEGF Behandlung mit Ranibizumab und Bevacizumab im klinischen Alltag: Ergebnisse einer Verlaufsbeobachtung über mindestens 4 Jahre (Prof. Dr. Schrader, Dr. A. Bernhard, Dr. O. Ringhofer, Dr. C. Dietz, Dr. K. Sommer, E. Panidou, Maximilians Augenklinik Nürnberg)
Eigene Veröffentlichungen zum Thema altersabhängige Makuladegeneration
1. Guthoff R, Schrader WF (2004): Longterm results in surgical removal of subfoveal choroidal neovascularization in age-related macular degeneration. Acta Ophthalmol Scand. 2004 Dec;82(6):686-90.
2. Schrader WF (2006): Altersbedingte Makuladegeneration, eine sozioökonomische Zeitbombe in der alternden Gesellschaft. Ophthalmologe 103: 742 – 748
3. Schargus M, Guthoff R, Keilhauer C, Schrader WF (2006) Photodynamische Therapie mit Verteporfin bei klassischer chorioidaler Neovaskularisation bei Patienten mit Angioid Streaks. Klin Monatsbl Augenheilkd. 223:987-992
4. Neubauer AS, Holz FG, Schrader W, Back EI, Kühn T, Hirneiss C, Kampik A (2007) Was darf Lebensqualität kosten? - Kosten-Nutzwertanalyse von Ranibizumab (Lucentis®) bei altersabhängiger Makuladegeneration. Klin Monatsbl Augenheilkd. 224:727-732
5. Neubauer AS, Holz FG, Back E, Sauer S, Wasmuth T, Hirneiss C, Kampik A, Schrader WF (2010) Cost-Effectiveness of Ranibizumab for the Treatment of Neovascular Age-Related Macular Degeneration in Germany: Model Analysis From the Perspective of Germany’s Statutory Health Insurance System. Clin. Therapeutics 32:1343–1356
6. Schrader WF (2013): Überraschende Ergebnisse der CATT- und IVAN Studien, muss das bisherige Behandlungskonzept bei der feuchten Makuladegeneration geändert werden?
Zeitschrift prakt. Augenheilkunde 34: 277 - 278
Zuletzt aktualisiert am 10.9.2017
Altersbedingte Makuladegeneration
10.07.2017
Die altersbedingte Makuladegene-ration ist die wichtigste, das Sehen bedrohende, Erkrankung im Alter. 25% der 75jährigen sind von Ihr betroffen, unter den 85jährigen fast jeder zweite. Wird sie recht-zeitig erkannt, ist die feuchte Form der Makuladegeneration neuer-dings durch Medikamenteneinga-ben ins Auge aufzuhalten.